TFP - Was ist das eigentlich?

 

 

Viele von euch haben schon einmal auf "tfp-Basis" geshootet. Doch was ist eigentlich ein tfp-Shooting und was steckt dahinter?

 

"Das ist doch ganz einfach: Ich bekomme ein kostenloses Shooting und viele viele tolle Bilder!"

So interpretieren es viele Models, die bisher noch nicht viel Erfahrung sammeln konnten. Bis dann eines Tages das Erwachen kommt und der Ärger groß ist.

 

"Naja, ich brauche dem Model kein Honorar bezahlen und kann mit den Bildern machen was ich will." ist dagegen die Ansicht viele Hobby-Fotografen. Auch hier folgt früher oder später das böse Erwachen, wenn das Model mit bestimmten Verwendungen nicht einverstanden ist und die Fotografen dies nicht vertraglich festgehalten haben.

 

Besser klingt da doch die Idee, sich vorher über das Thema Gedanken zu machen, findet ihr nicht? Und dabei möchte ich euch unterstützen.

 

Da die Meinung weit verbreitet ist, bei einem tfp-Shooting bekommt man alle Bilder die gemacht wurden (Model) und man kann alles mit den Bildern machen was man nur möchte (Fotograf) räumen wir zunächst einmal mit diesem Irrglauben auf.

Um zu verstehen woher der eigentliche Gedanke des tfp-Shootings kommt schweifen wir etwas ab in die Vergangenheit. TFP, das steht für "Time for Prints" oder heutzutage eher "Time for Pictures". Wie wir alle wissen war die Fotografie nicht immer digital. Dementsprechend bekam ein Model für ein tfp-Shooting einige Abzüge, welche es dann in seiner Sedcard verwenden konnte. Im Gegenzug darf der Fotograf die Aufnahmen meist zum Zwecke der Eigenwerbung oder einfach als Testshooting verwenden. Niemand hätte damals einen riesen Aufwand betrieben um dem Model sämtliche Aufnahmen zur verfügung zu stellen, von den Kosten ganz zu schweigen. Umso erstaunlicher, dass heute viele Hobbyfotografen ohne Bedenken sämtliche Rohdaten weitergeben und andererseits viele Hobbymodelle versuchen auf sämtliche Rohdaten zu bestehen. Mal ganz unter uns: Was möchtet ihr denn damit? Zwanzig mal das selbe Foto, oft unvorteilhaft, unbearbeitet oder unscharf. Diese Bilder löscht selbst der Fotograf nach getaner Arbeit. Lieber 10 gute Bilder als 100 für die Tonne ist meine Devise. Davon, dass leider auch viele vergessen, wieviel Arbeit die Bildbearbeitung darstellt, wollen wir an dieser Stelle nicht anfangen. Oder etwas anschaulicher erklärt:

 

Nehmen wir einmal an, ein Shooting geht etwa drei Stunden. Der Fotograf betägt mitunter 500 Mal den Ausläser. Auf 100 Bildern sind die Augen geschlossen, 100 Fotos sind schlicht grausig und unvorteilhaft und sehen irgendwie ungesund aus. Weitere 50 haben eine total verkorkste Belichtung und nochmal 50 sind einfach unscharf geworden. Dann haben wir noch mal 30 Bilder, auf denen die Kleidung nicht da sitzt wo sie hingehört, 20 auf denen der Hintergrund störend ist, und nochmals 25 mit sehr Schatten, Posingbedingten Röllchen, merkwürdigen verrenkungen...

375 von 500 Bildern sind also schonmal reif für den Papierkorb. Bleiben noch 125 Fotos die in die engere Auswahl kommen. Bedenken wir jetzt noch, dass niemand fünf Fotos von derselben Pose braucht gibt es hinterher vielleicht 25 fertige Bilder, bearbeitet in mehreren Varianten.

Zu guter letzt wollt ihr als Model doch perfekte Bilder von euch haben und als Fotograf wollt ihr ebenfalls super Bilder vorweisen um Werbung für euch machen zu können. Wer bucht euch denn schon, wenn unvorteilhafte Rohbilder irgendwo auftauchen, egal ob Model oder Fotograf?

 

Letzlich wollen wir alle doch eines: uns verbessern und uns gut verkaufen. Es ist also ein einziges perfektes Foto für beide Parteien mehr wert als eine DVD voll mit 1000 Bildern. Kein wunder, wenn da auch mal ein Foto in der Bearbeitung einen ganzen Tag dauern kann und andersrum das Shooting für dieses Foto für das Model echt anstrengend ist.

 

Leider ist das tfp- Shooting derzeit im Wert stark gesunken, obwohl es doch eine Bereicherung für beide sein kann. Man darf nicht vergessen, dass ein Fotograf eben kein "ich knipps mal eben" Typ sein sollte und ein Model keine "Ich bin ganz hübsch, das reicht aus" Mentalität haben sollte. Es ist eben auf beiden Seiten harte Arbeit. Seid euch also bewusst darüber, dass das Modeln sehr anstrengend ist und harte Arbeit bedeuten kann und dass nicht jedes hübsche Gesicht auch ein Model ist.

Ein tfp-Shooting hat also vor allem am Anfang einer vielleicht sogar geplanten Karriere einen hohen Wert, führt es doch zur Bildung einer ansehnlichen Sedcard und bietet es doch die Möglichkeit, viele wichtige Erfahrungen zu sammeln. Auch später werdet ihr immer mal wieder auf tfp-Shootings zurückgreifen, um neue Ideen zu testen oder eure Sedcard zu erweitern, schließlich beinhaltet ein tfp-Vertrag auch immer Zeilen zur Verwendung der Bilder.

 

Womit wir beim nächsten wichtigen Punkt sind. Ihr solltet niemals ohne Vertrag shooten, weder als Model noch als Fotograf. Rechtlich habt ihr als Fotograf das Problem, dass ihr die Bilder ohne entsprechenden Vertrag nirgends verwenden dürft und als Model ergibt sich das Problem, dass ihr nichts schriftliches über die Verwendungen in der Hand habt, sollte der Fotograf sich nicht an die mündlichen absprachen halten. Zudem wird in diesem Vertrag festgehalten, dass eben keine Honorare gezahlt werden, sondern stattdessen Zeit investiert wird sowie Bilder angefertigt und überlassen werden. Ihr schützt euch also gegenseitig im Vorfeld vor bösen Überraschungen.

Inhaltlich solltet ihr darauf achten, dass so viele Faktoren wie möglich im Vorfeld abgeklärt sind, dazu gehören die Aufnahmebereiche, die Bereiche der Veröffentlichungen sowie evtl die Anzahl der zu bearbeitenden Bilder. Aus eigener Erfahrung kann ich euch dies empfehlen, damit niemand hinterher sagen kann "und wo sind die anderen Bilder?". Daher solltet ihr die Maximalzahl begrenzen. Ebenso legt ihr evtl vorher den ungefähren Zeitrahmen fest, damit niemand verlangen kann, dass das Shooting ins unendliche geht. Bei einem bezahlten Shooting bei einem Stundenlohn von 50 Euro etwa würde keiner ein Shooting unnötig in die länge ziehen. Vergesst auch nicht die Fahrtkosten, solltet ihr weiter reisen müssen. Auch dieser Punkt sollte im Vorfeld geklärt sein.

 

Bei all den wichtigen Dingen sollte man aber auch den Spaß an der Sache nicht vergessen, denn letztenendes arbeiten bei einem tfp-Shooting beide Parteien kostenlos.

 

Viele Fotografen sorgen bei einem Shooting für Getränke und kleine Snacks für die Pausen und auch Begleitpersonen sollten kein Problem darstellen, um von anfang an eine bessere Vertrauensbasis zu haben, denn ein Fotograf der gegen Begleitpersonen ist, erscheint pauschal doch etwas unseriös.

 

Am besten ist, ihr besprecht vorher alle diese Dinge, sei es telefonisch oder bei einem Kaffee, dann klappt es auch ganz entspannt mit dem Shooting.

 


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